Deine Stillgeschichte | Stillen unter Schmerzen

26. November 2016

Deine Stillgeschichte | Stillen unter Schmerzen

Heute lässt uns zum ersten Mal eine Instamum an ihrer Stillgeschichte teilhaben: die liebe die.sabina. Sie erzählt uns wieso Stillhütchen beim Stillen die Rettung in der Not sein können. Gerade für mich ist das Thema Stillhütchen sehr interessant, da ich damit selbst nie in Berührung gekommen bin. In meinen Augen ist das einfach faszinierend und zeigt, dass Stillen so viele Facetten hat und jede Stillart, egal wie unterschiedlich sie ist, wunderbar ist.

 

Als ich diesen Aufruf zum ersten Mal bei Instagram sah, fühlte ich mich gleich motiviert meine Stillgeschichte aufzuschreiben. Einerseits, weil ich vor einer Woche abgestillt habe und gerne meine/unsere Stillzeit Revue passieren lassen möchte, andererseits aber auch um anderen jungen Müttern Mut zu machen. Gerade, weil Startschwierigkeiten beim Stillen keine Seltenheit darstellen und schlechte Tipps leider genauso wenig.

 

„Für mich war es von Anfang an klar, dass ich Stillen möchte.“

Aber erstmal zu mir. Ich bin 27 Jahre jung, wohne in der Schweiz und wurde Ende April 2016 das erste Mal Mutter von einem süssen Emil. In der Schwangerschaft habe ich einige Ratgeber gelesen, um mich auf meine Zeit als Mami vorzubereiten. Ich liebte es, mich mit dem Thema Baby zu beschäftigen, das Babyzimmer einzurichten und meinen Bauch einzucremen. Für mich war es von Anfang an klar, dass ich Stillen möchte. In erster Linie, weil ich meinem Baby nur das Beste bieten wollte, dazu zählt für mich auch die Muttermilch. Mir ging es also vorwiegend um den gesundheitlichen Aspekt, weniger um den emotionalen. Ich hörte zwar oft, dass das Stillen etwas wunderschönes, einmaliges sei und kaum etwas Engeres zwischen Menschen existieren würde. Ich konnte es mir aber irgendwie nicht so wirklich vorstellen. Geht es nicht einfach um das Ernähren des Babys? Ich fand die Vorstellung, dass aus meinen Brüsten Milch kommt gar eher irritierend. In diesem Punkt wurde ich jedoch noch eines Besseren belehrt.

 

„Dies jedoch selbst erleben zu dürfen war magisch.“

Am 29. April 2016 war es dann endlich soweit. Etwa 10 Minuten nachdem Emil, nach einer langen, anstrengenden Geburt, auf die Welt kam, stillte ich ihn zum ersten Mal. Er lag auf meinem Bauch und suchte aktiv, mit offenem Mund, meine Brustwarze. Ich hatte zwar von solchen Situationen gelesen, in denen sich frischgeborene Babys von selbst auf den Weg zur Brustwarze machten, rein instinktiv. Dies jedoch selbst erleben zu dürfen war magisch.

 

„Keine Veränderung, keine Verbesserung, nichts.“

Im Spital funktionierte es mit dem Stillen ziemlich gut. Ich legte den Kleinen oft an und wurde dabei von den Krankenschwestern teilweise begleitet. Ich legte Emil unter Anleitung mal im Liegen an, dann im Sitzen oder hielt ihn manchmal wie einen Football Ball mit den Füssen nach hinten unter meinem Arm. Emil trank gut und ich stellte mir die Frage, weshalb viele Mütter das Stillen als eine Art Drama erleben und beschrieben. Ich konnte diese Sichtweise und Erlebnisse nicht nachvollziehen – es klappt doch alles prima. Am zweiten Tag war dann eine Brustwarze bereits etwas wund und mir wurde geraten die Brustwarze mit Wollfett einzucremen, was ich dann natürlich auch gewissenhaft befolgt habe. Die Brustwarze blieb jedoch wund und die Schmerzen nahmen stetig zu. Zu Hause besuchte uns die Hebamme am Anfang täglich. Sie riet mir dazu, die Brustwarzen in Puderzucker zu dippen, weil dies bei der Wundheilung helfen würde, da der Puderzucker die Wunde austrockne. Also tat ich das – und zwar jedes Mal direkt nach dem Stillen. Dies brachte jedoch keine wirklich erkennbare Besserung. Also versuchte ich es dann mit Zinnhütchen. Nichts. Ich verbrachte so viel als möglich oben ohne, um die wunden Brustwarzen zu schonen. Parallel versuchte ich zig verschiedene Cremes aus. Keine Veränderung, keine Verbesserung, nichts. Ich muss ergänzend erwähnen, dass ich ziemlich flache Brustwarzen habe, welche der Kleine erst durch das «raussaugen» richtig fassen konnte. Dies gelang Emil leider nicht so gut. Das Ganze steigerte sich zunehmend, so dass meine Brustwarzen nach dem Stillen richtig blutig waren. Ich hielt es kaum noch aus. Der Schmerz zog durch meinen ganzen Körper und ich war beim Stillen irgendwann dermassen angespannt, dass Emil dies spürte. Er setzte dann ab, weinte und versuchte erneut ansetzen. Ein schmerzhafter Kreislauf, psychisch und physisch. Ein Kreislauf aus diesen höllischen Schmerzen und dem Druck den ich mir selbst aufgebaut habe. Natürlich wollte ich, dass das Stillen für Emil ein entspanntes Erlebnis darstellt, er sich genährt und wohl fühlt. Oft fühlte ich mich jedoch fremdbestimmt. Denn ich musste da sein, stets bereit sein Emil zu Stillen und dabei selbst unglaubliche Schmerzen auszuhalten, jedes Mal wenn er Hunger hatte. Der beschriebene Kreislauf wurde von einem nicht zu unterschätzenden Hormonchaos begleitet.

 

„Die Stillhütchen wurden zu meinem wichtigsten Alltagsgegenstand.“

Da Emil gut zunahm, riet mir die Hebamme dazu, die Stillabstände auf 3 Stunden zu verlängern, damit sich die Brustwarzen etwas besser regenerieren können. Ich notierte mir also die Stillzeiten fortan wie eine Bekloppte, genau und lückenlos. Entsprechend stillte ich den Kleinen erst nach drei Stunden und kam mir dabei richtig doof vor. Als sich die Situation trotz den Abständen nicht verbesserte, riet mir unsere Hebamme dazu, die Stillabstände auf 4 (!!!) Stunden zu verlängern. Ich fühlte mich immer unwohler dabei, meinem Jungen vorzuschreiben, wann er zu trinken hat. Deshalb recherchierte im Internet und entschied mich dazu, die Hebamme zu wechseln und Stillhütchen auszuprobieren. Das war in etwa vier Wochen nach der Geburt und die wohl beste Entscheidung die ich treffen konnte. Zwar verspürte ich grosse Angst, dass Emil sich so an die Stillhütchen gewöhnen könnte, dass er ohne diese nie mehr trinken werde – jedoch war die Situation für mich so aussichtslos, dass ich diese für mich letzte Chance ausprobieren wollte. Nach etwa vier Wochen kehrte eine gut erkennbare Besserung für uns ein. Ich stillte ausschliesslich nach Bedarf, also nur noch dann, wenn Emil mir klare Signale und Bedarf vermittelte. Das konnte bereits nach einer Stunde sein oder eben auch erst nach vier Stunden. Ich verwendete dabei stets ein Stillhütchen – Medela Grösse L. Nach dem Stillen wusch ich die Stillhütchen aus und am Abend haben wir sie jeweils abgekocht. Die Stillhütchen wurden zu meinem wichtigsten Alltagsgegenstand, entsprechend verliess ich das Haus niemals ohne zuvor geprüft zu haben, ob ich diese auch sicher bei mir habe. Denn eine meiner grössten Ängste war, dass diese zu Hause liegen bleiben und ich Emil entsprechend nicht stillen könnte – was dann aber zum Glück nur einmal passiert ist als wir uns nicht weit entfernt von zu Hause aufhielten.

 

„Mir fiel eine riesen Last von meinen Schultern, unbeschreiblich!“

Nach etwa vier Wochen, in denen ich ausschliesslich mit Stillhütchen gestillt habe, verheilten meine Brustwarzen langsam. Es war mir endlich möglich das Stillen nicht mehr als etwas schmerzhaftes, unangenehmes zu empfinden. Mir fiel eine riesen Last von meinen Schultern, unbeschreiblich! Als Emil dann drei Monate alt war, wollte ich mit Hilfe einer Stillberaterin den Versuch wagen die Stillhütchen loszuwerden. Die Stillberaterin kam jedoch ziemlich schnell zum Schluss, dass dies aufgrund meiner flachen Brustwarzen wohl ein Wunsch bleiben wird/muss. Danach war ich erst Mal ziemlich niedergeschmettert und ich erinnerte mich an all die negativen Berichte über Stillhütchen, welche ich im Internet gelesen hatte. Meine Stillberaterin nahm mir meine Angst in dem sie mir erklärte, dass es problemlos möglich sei über Monate hinweg mit Stillhütchen zu stillen. So war es dann auch. Insgesamt habe ich sechs Monate gestillt, trotz flachen Brustwarzen und einem unglaublich schmerzhaften Start. Ich finde es nach wie vor unfassbar, dass ich mit meinem Körper unser Kind ernährt habe und dass er ausschliesslich durch die Muttermilch gewachsen ist und zugenommen hat. Für diese facettenreichen Erfahrungen bin ich unglaublich dankbar und kann jeder jungen Mutter nur anraten: hört auf euch, auf euer Gefühl und auf euer Baby…

Und kauft euch ein Beistellbett!

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Es kann alles anonym sein oder unter Eurem Namen, Instagramaccount oder Blog. Ich freue mich! #STILLSONNTAG

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6 Gedanken zu „Deine Stillgeschichte | Stillen unter Schmerzen“

  1. Bea sagt:

    Fühle total mit, danke für den tollen Beitrag!

    Liebe Grüße
    Bea

  2. Rantje sagt:

    Super, dass auch mal positive Seiten von stillhütchen gezeigt werden! Überall liest man nur schlechtes über diese Teile. Man kann die Bedenken zwar nachvollziehen, aber es ist einfach so, dass stillhütchen ganz vielen Mamas ermöglichen, ihr Kind zu stillen, was ansonsten vielleicht nicht möglich gewesen wäre.
    Habt ihr gut gemacht. ☺

    1. Laura sagt:

      Hey Rantje!

      Ja ich finde es auch super – ich habe auch eine Freundin die ausschließlich mit Hütchen stillen konnte. Lieber mit Hütchen als gar nicht stillen können <3

  3. Laura sagt:

    Das hätte auch unsere Geschichte sein können. Ich kann jeden einzelnen Punkt nachvollziehen. Ich habe 10 Monate mit Stillhütchen gestillt und musste mir immer wieder anhören, dass das nicht gut ist. Aber ich habe es geschafft mein Kind zu stillen und das kann ja wohl nur richtig sein. Schöne Geschichte <3

    1. Laura sagt:

      Hey Laura,

      danke für Dein Feedback! Ich finde es so toll, dass man es mit Stillhütchen schafft <3

  4. Andree sagt:

    Stillhütchen können meiner Meinung nach die Rettung sein, müssen es aber nicht. Gerade vor einem inflationären Gebrauch sollte man sich schon schützen. Vor allem die unmittelbare Nutzung bei Neugeborenen kann man schon monieren, denn der natürliche Stillprozess wird durch das Hütchen natürlich eingehemmt. Krankenhäuser machen es sich da im Sinne einer schnellen Abwicklung leider schon auch mal zu leicht.

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