Deine Stillgeschichte | Stillen ohne Schmerzen kannte ich nicht

12. Februar 2017

Auch Du willst uns „Deine Stillgeschichte“ erzählen und ein Teil des Stillsonntags werden? Wenn ja, dann sende mir bitte Deine Geschichte ab 400 Wörter und wenn es geht mit Bild an deinegeschichte@trendshock.de. Ich freue mich über jede Geschichte, Deine Geschichte! Mehr findet Ihr auf meinem Instgramaccount trendshock unter den Hashtags #stillsonntag #deinestillgeschichte und #stillgeschichte.
Heute erzählt Melanie, auf Instagram meel_la_nie, ihre Stillgeschichte – viel Spaß beim Lesen.

Ich bin Melanie, 27 Jahre alt und komme aus Hannover. Mein Mann und ich haben dieses Jahr nach langem Kinderwunsch endlich unseren Sohn Jorin bekommen. Ich möchte gerne meine Stillgeschichte erzählen, um Frauen denen es ähnlich geht, zu motivieren nicht aufzugeben. Es lohnt sich.

Ich hatte eine sehr schwierige Anfangszeit mit dem Stillen. Mein Sohn ist am 09.07.2016 im Krankenhaus in Hannover zur Welt gekommen. Ich habe ihn bereits ihm Kreißsaal angelegt, weil ich gehört habe, dass man es so machen soll. Das war auch nicht schwierig trotz dessen, dass man mich sofort auf meine sehr flachen Brustwarzen aufmerksam gemacht hat. Den ersten Tag stillte ich im liegen und bekam von Mal zu Mal immer mehr Schmerzen dabei. Wir baten die Hebammen um Hilfe aber viel Zeit hatten sie natürlich nicht. Was sie mir sagten war: Auf jeden Fall sollte ich sitzen und meinen Sohn kräftig an die Brustwarze ran drücken. Mir gefiel garnicht, diesen zarten Kopf so kräftig anzufassen und nahm ganz unbewusst das erste Mal lieber die Schmerzen in Kauf.

„Mit den Stillhütchen verschwand auch das letzte magische Gefühl am Stillen.“

Relativ schnell waren meine Brustwarzen komplett kaputt aber Zuhause angekommen, konnte mir meine Hebamme auch nicht richtig weiterhelfen. Sie gab mir Stillhütchen und Tipps gegen die offenen Stellen aber erkannte nicht woran das Problem der Schmerzen beim Trinken lag. Mit den Stillhütchen verschwand auch das letzte magische Gefühl am Stillen. Ich gab meinem Baby die Brust in den Mund und hofft dass sich die Schmerzen irgendwie in Grenzen halten. Der Milchstau ließ nicht lange auf sich warten, was bei Stillhütchen nicht unüblich ist und das Stillen wurde mehr und mehr zu einer großen Qual und Belastung: Vor dem Stillen die Brust anwärmen, danach abpumpen und sofort wieder kühlen, gleichzeitig Kompressen mit Retterspitz auf die betroffenen Stellen. Bei einem Trinkrythmus von ca. 2 Stunden, war ich also ausschließlich mit meinen Brüsten beschäftigt. Vom hohen Fieber mal ganz abgesehen. Also mussten die Stillhütchen wieder weg und wir mussten es ohne schaffen. Ich wollte es unbedingt auch wenn ich es zu diesem Zeitpunkt so sehr gehasst habe zu stillen. Ich fand daran war nichts wundervolles und schon gar nichts magisch.

„Bei jedem Trinken schluckte er Blut“

Es wurde immer schlimmer und meine Hebamme wusste irgendwann nicht mehr weiter. Sie schaute sich mein „Anlegen“ immer wieder an, sagte mir wie man das Baby an die Brust drückt aber kaum war ich alleine, wollte es einfach nicht mehr richtig funktionieren. Ich nahm die Schmerzen einfach in Kauf, bevor er nichts zu trinken bekommt. Mein Sohn war ca. 7 Wochen alt, als der Zustand meiner Brust den Höhepunkt erreichte: Ich hatte zu diesem Zeitpunkt auf beiden Seiten tiefe, blutige Löcher. Für mich ein totaler Alptraum. Bei jedem Trinken schluckte er Blut, das danach wieder ausgespuckt wurde. Meine Hebamme schickte mich darauf hin in eine Stillgruppe ins Krankenhaus. Die Stillberaterin dort schaute es sich an und versuchte mit anderen Anlegepositionen eine Verbesserung zu erzielen. Vor Ort hat das soweit funktioniert, dass die Schmerzen etwas geringer waren, doch kaum waren wir wieder alleine Zuhause, war alles beim Alten. Zusätzlich ging sie davon aus, dass mein Sohn einen Mundpilz hat, weswegen meine Brustwarzen überhaupt nicht heilen können. Am nächsten Tag verließ ich allerdings ohne Diagnose die Kinderarztpraxis und war nicht schlauer als zuvor.

„Diese falsche Trinkhaltung wurde durch den Schnuller ausgelöst“

Ich wusste, dass es nicht weh tun darf aber wusste einfach nicht,  was ich ändern muss. Inzwischen, am Ende meiner Kräfte und kurz vor dem Abstillen, rief ich nochmal meine Hebamme an und erzählte ihr von der sog. Stillberaterin und der falschen Diagnose. Als letzten Versuch gab sie mir die Telefonnummer von einer Stillberaterin, die ich hätte eigentlich in der Stillgruppe antreffen sollen. Ich rief sie an und schilderte ihr die Situation. Im Hinterkopf wusste ich, wenn das nicht klappt, dann höre ich auf es weiter zu versuchen. Jede stillende Mutter weiß welche Schmerzen das sein können und ich hatte mich zu diesem Zeitpunkt 8 Wochen lang gequält, weil es mir so wichtig war. Weil ich ihm das Beste zukommen lassen wollte, was es gibt. Zwei Tage später kam sie zu mir nach Hause. In meiner gewohnten Umgebung und mit viel Zeit wendeten wir uns erneut dem Anlegen zu. Ich sollte auch zuerst nicht die Position ändern, obwohl diese für mich immer sehr verkrampft und unbequem war. Aber das konnte ich ohne Hilfe nicht ändern.

Sobald ich ihn anders hielt oder ich anders saß, tat es noch mehr weh. Schnell erkannte sie, dass mein Sohn den Mund nicht richtig öffnet und mehr schnell auf und zu schnappt. In dieses „schnappen“ versuchte ich immer die Brust zu bekommen, was definitiv der falsche Weg war. Der Säugling hat einen Wiederstandsreflex wenn etwas in den Mund geschoben wird. Diese falsche Trinkhaltung wurde durch den Schnuller ausgelöst, den wir ihm viel zu früh gegeben haben. Er hatte ein sehr starkes Saugbedürfnis und hat sich zum Teil nur durch unseren Finger im Mund beruhigen lassen. Auch hat er durch seine Verdauungsschwierigkeiten viel zu früh eine Flasche mit Tee bekommen. Warum sollte er dann auch seine Trinkgewohnheit an der Brust ändern? Er hat ja die Milch trotzdem bekommen. 

„Nach ein paar Tagen merkte ich aber tatsächlich eine Verbesserung“

Wir legten ihn also gemeinsam vor die Brust und animierten ihn, den Mund weit zu öffnen. Nur dann durfte ich ihn an die Brust führen. Sie sagte mir, dass die Anatomie meiner Brustwarzen für das Stillen nicht wichtig ist und mein Sohn das trotzdem hinbekommen wird. Das sollte ich nun üben. Die darauf folgenden Tage und Nächte waren nochmal sehr schlimm. Er weinte sehr viel, weil er es nicht gewohnt war, nicht sofort Milch zu bekommen, sondern erst, wenn der Mund weit offen ist und er nicht wie eine Schildkröte schnappt. So manchen Moment weinte ich mit ihm. Aus Verzweiflung, wie es überhaupt soweit kommen konnte und aus Angst, dass es trotzdem nicht klappen würde. Nach ein paar Tagen merkte ich aber tatsächlich eine Verbesserung. Zuerst tat es nur noch am Anfang weh und wurde dann weniger beim Trinken.

Aber immer wieder schafften wir es auch komplett ohne Schmerzen. Das war ein total neues Gefühl, das ich so nicht erwartet habe und das mich zum weiter üben motivierte. Dann arbeiteten wir auch noch an meiner Stillhaltung. Ich sollte mich richtig „hinlümmeln“, mir es total bequem machen. Das war eine sehr ungewohnte Situation für mich. Hatte ich doch bis dahin mit meinem Stillkissen gerade und steif auf der Couch gesessen (wie mir im Krankenhaus gesagt wurde). Das Stillen wurde immer besser und so langsam begann ich mich wohl zu fühlen. Nur die Brustwarzen hatten so tiefe Löcher, dass sie kaum von alleine heilen können. Die Stillberaterin leitete mich an eine Hebamme weiter, die kaputte Brustwarzen lasert. Mit dem Laser wird die Selbstheilung der Zellen angeregt. Ca. 2 Wochen lang nahm ich nun alle 2 – 4 Tage diese Therapie in Anspruch. Es beeinträchtigt das Stillen nicht und hat auch sonst keinerlei Nebenwirkungen. 

„Ich habe keine Schmerzen mehr“

Heute ist mein Sohn 7 Monate alt und ich stille immer noch. Ich habe auch nicht vor, in naher Zukunft damit aufzuhören, denn ich habe keine Schmerzen mehr. Er trinkt an der Brust als wäre nie etwas gewesen und ich sitze dazu ganz bequem auf der Couch, genieße die Auszeit und die Nähe zu meinem Sohn. Ich bin glücklich und stolz, dass wir beide das doch noch so erleben dürfen und würde allen raten, die ähnliche Probleme haben, sich schnell gute Hilfe zu holen. Zuhause im gewohnten Umfeld und ohne Zeitdruck. Ich hatte die ganze Zeit gehofft, dass es von alleine wird und habe dadurch viel zu lange gewartet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

6 Gedanken zu „Deine Stillgeschichte | Stillen ohne Schmerzen kannte ich nicht“

  1. Rantje sagt:

    Ich finde es so bewundernswert, wie sich manche Frauen durch das stillen kämpfen und am Ende auch wirklich ein Happy end feiern können. Solche Geschichten können doch nur Motivation pur sein für Frauen, die sich gerade in einer ähnlichen Situation befinden. Und man sieht an dieser Geschichte auch, wie eine kompetente stillberaterin absolut Gold wert sein kann!
    Ganz liebe grüße 🙂

  2. Biene sagt:

    Eine wunderschöne Geschichte, wie jeden Sonntag!

    1. Laura sagt:

      Danke meine Liebe <3

  3. Mama mal 3 sagt:

    Es tut richtig weh beim Lesen, ich fühle da sehr mit… bei mir war es ähnlich, wenn auch nicht ganz so arg, aber diese Geschichten liest man so immer wieder und es ist furchtbar, dass erst Person XY kommen muss um richtig helfen zu können…
    übrigens: ich habe meine Stillgeschichte schon vor langem geschickt oder zumindest die Mail, bekam aber nie eine Rückmeldung?

  4. Alex sagt:

    Hallo Melanie,

    ich kann deine Stillgeschichte so nachfühlen… Bei uns war es sehr ähnlich…

    Ich finde es toll, dass du durchgehalten hast und deine Erfahrungen in dieser schweren Zeit mit anderen Frauen teilst. Denn nicht jede Stillbeziehung funktioniert auf Anhieb sondert fordert erst einmal harte, sehr schmerzhafte Wochen. Das macht anderen Frauen sicher Mut!

    Danke für deine Worte, ich wünschte ich hätte sie bereits in unseren ersten Stillwochen gelesen, da sich diese sehr ähneln.

    Auch ich habe es geschafft und wünsche allen Mamis denen es ähnlich geht viel Kraft, eine gute Hebamme oder Stillberaterin und notfalls deren Laser 😉

    Alles gute für euch!

    Alex

  5. Anna sagt:

    Hallo es tat richtig weh beim Lesen. Wo in Hannover kann man die Brustwarzen professionell lasern lassen?

|